Eliminierung von Laufgeräuschen bei den Garrard Modellen 301 und 401
 

Laufgeräusche bei Plattenspielern setzen sich über die Antriebstechnik und das Chassis bis hin zum Tonabnehmer fort und beeinflussen den Klang. Wie sehr, musste ich beim Frickelfest 2009 feststellen. Der DIY Dreher von Chris klingt normalerweise ganz hervorragend. Durch beim Transport ausgelaufenes Lageröl, hatte sich eine stecknadelspitzengroße Beschädigung am Tellerlager ergeben. Der gesamte Plattenspieler klang "kaputt" und zwar sehr deutlich.

Dies habe ich zum Anlass genommen, über Laufgräusche bzw. deren Eliminierung bei den Garrard Modellen 301 und 401 nachzudenken.

Normalerweise werden zwei Dinge empfohlen: Tellerlager und die beiden Motorlager polieren. Wie man die Motorlager am 301 überholt, steht hier auf meiner Website.

Diese Empfehlung ist zwar richtig und diese beiden Dinge sollten als Erstes gemacht werden. Ausreichend sind sie aber nicht. Es ist durchaus möglich, einen 301 oder 401 vollkommen geräuschlos zu bekommen und erst alle Maßnahmen zusammen machen diese Plattenspieler wirklich klanglich zu den absoluten Top-Drehern konkurenzfähig.

Außer dem Tellerlager und den Motorlagern sollten folgende Punkte überprüft und restauriert werden:

  • Treibrad und Lager des Treibrads
  • Treibradaufhängung und Isolations-Gummis
  • Innenlauffläche des Tellers
  • sämtliche Gestänge und Federn
  • Motoraufhängung
  • Passgenaue Montage der Motorgehäuse-Hälften
  • Chassisgummis
  • Tellermatte

Treibrad und Lager

Die klanglichen Auswirkungen eines kaputten Treibrades werden of unterschätzt, was um so mehr erstaunt, da den "Reibrad"-Drehern allgemein ja ein besonderer "Sound" nachgesagt wird.
Das Treibrad und sein Sinterlager sind recht einfach zu überprüfen. Defekte oder überalterte Treibräder erkennt man oft schon an Rissen im Gummi. Häufig geht damit eine Unwucht oder mangelnder Rundlauf einher. Zudem verhärtet das Gummi auch mit der Zeit. Stellt man ein oder mehrere der obigen Sympthome fest, muss das Treibrad unbedingt überholt oder ersetzt werden, da die Rumpelwerte dadurch mit Sicherheit deutlich hörbar überhöht sind. Neu angefertigte Treibräder mit weicherem Gummi und besseren Lagern gibt es bei Perfect Sound in England. Mit neuem Gummi versehen lassen kann man sein eigenes Treibrad bei Svalander Audio in Schweden.
Die Sinterlager kann man ebenfalls leicht überprüfen: Das Treibrad mit Daumen und Zeigefinger an den Außenkanten festhalten und versuchen es zu kippen. Ist in den Lagern Spiel zu spüren, sollten diese erneuert werden.
In jedem Falle empfiehlt es sich, das Treibrad auszubauen, Lager und Achsen gründlich zu reinigen und zu polieren bzw. mit frischem Öl zu versehen.

Treibradaufhängung und Isolations-Gummis

Die gesamte Aufhängungseinheit des Treibrades ist auf festen Sitz zu überprüfen. Nur was fest sitzt kann nicht vibrieren. Gerne vergessen werden die sogenannten "Isolation Grommets". Diese drei Gummipuffer entkoppeln die Treibradaufhängung (Idler linkage) vom Chassis. Diese Puffer sind fast immer verhärtet und sollten in jedem Falle ausgetauscht werden. Gibt es ebenfalls bei Perfect Sound.

Innenlauffläche des Tellers

Kleinste Unregelmäßigkeiten auf der Innenlauffläche des Plattentellers erhöhen das Rumpeln und erzeugen Störgeräusche. Die Lauffläche sollte mit einem technischen Alkohol gereinigt werden, dann nochmals mit feiner Stahlwolle und erneut mit Alkohol. Bitte kein Schleifpapier, wenn es sich vermeiden lässt. Wir wollen kein Material abtragen und den Rundlauf verschlechtern.
Die Reinigung mit Alkohol sollte man ab und an wiederholen, um die Lauffläche vom Abrieb des Treibrades zu befreien.

Sämtliche Gestänge und Federn

Alle Gestänge müssen an den Verbindungen gleichzeitig fest und leichtgängig sein. Ein klapperndes Gestänge verschlechtert den Klang, ein schwergängiges die Bedienung. Meist dürfte es ausreichen, die Verbindungen zu ölen bzw. zu fetten. Lose Vernietungen müssen nachgenietet werden.

Zwischen den Gestängen, am Treibrad, in der Motoraufhängung usw. gibt es jede Menge Spannfedern. Hier habe ich nur ein Empfehlung: alle raus und erneuern. Experimente bringen hier nichts, ausgeleiherte Federn beinflussen den Anpressdruck des Treibrades, die geräuschfreie Aufhängung und Entkoppelung des Motors und einiges mehr. Also raus damit. Einen neuen Komplettsatz Federn gibt es für kleines Geld bei Perfect Sound.

Motoraufhängung

Bei der Motoraufhängung gibt es eigentlich nur zwei Dinge, die man tun sollte. Alle Federn erneuern wäre das Eine. Es ist nicht zweifelsfrei festzustellen, inwieweit die Federn ihre Spannkraft verloren haben. Einmal ohne angezogene "Transit Screws" transportiert kann schon ausreichen, dass die Federn überdehnt wurden. Da die Federn das wichtigste Instrument zur Schwingungs- und Vibrationsunterdrückung am Chassis und damit am Tonabnehmer sind, wäre es falsch, hier zu sparen, zumal die Federn nur eine paar Euro kosten. Bezugsquelle ist hier wieder Perfect Sound.
Um die Federn sind normalerweise schwarze Gummitüllen gestülpt. Diese dienen der Vibrationsunterdrückung. Diese sollte man ersetzen, bewährt hat sich hier Schrumpfschlauch über die gesamte Windungslänge der Federn.

Passgenaue Montage der Motorgehäuse-Hälften

Wer bisher auf den ultimativen Trick zur Beruhigung seines Garrards gewartet hat, hier ist er:

Selbst nach einer hochwertigen Neuwicklung des Motors und einer Feinwuchtung des Stators ist der Motor nicht völlig vibrationsfrei. Dies liegt daran, dass die beiden Gehäusehälften auch mit ringsum unterschiedlichen Spaltmaßen zusammengebaut werden können, da das obere und untere Motorlager drehbar sind. Deshalb läuft der Stator nicht hunderprozentig lotrecht und es kommt immer noch zu leichten Vibrationen.
Da die beiden Spulenwicklungen - wie auf diesem Bild zu sehen ist - recht unregelmäßig gewickelt sein können und auch das umschließende Gewebeband von Hand nicht ganz exakt umwickelt ist, kommt es - da beide Wicklungen am Gehäuse anliegen - beim Zusammenbau fast zwangsläufig ringsum zu einem nicht gleichen Spaltmaß.

Die beiden Spulen sind in Maßen flexibel und können etwas verformt werden. Auch kann man sich durch Unterlegen von etwas hitzefestem Gewebeband behelfen. Die ganze Prozedur ist etwas fummelig und man muß sich per Trial und Error an eine exaktes Spaltmaß der beiden Gehäusehälften herantasten. Nachdem ich dies bei meinem 301 Motor getan hatte und ich mit der Schieblehre gemessen umlaufend ein exakt gleiches Spaltmaß habe, ist der Motor praktisch frei von Vibrationen.

Chassisgummis

In den Weiten des Netzes wird oft empfohlen, die vier Gummis unter den Chassismontageschrauben wegzulassen und das Chassis hart an die Zarge anzukoppeln. Ich halte das für groben Unfug. Über die Gummi-Unterlagscheiben wird das Chassis sowohl an- als auch abgekoppelt und zwar genau in dem Maße, wie sich die Garrard Ingenieure das vorgestellt und sicher auch getestet und gemessen haben.
Koppelt man hart an, werden Restvibrationen und -Geräusche unweigerlich an den Tonarm weitergeleitet.

Tellermatte

Bei diesem Thema muß jeder selbst wissen, was er will. Ich habe verschiedene Matten getestet und bin bei einer optisch dem Original entsprechenden Nachbaumatte aus Gummi hängen geblieben. Ich denke auch hier ist Entkoppelung der richtige Weg - je weicher um so besser. Die von mir getesteten Gummikork, Kork, Filz und Ledermatten haben mich persönlich nicht überzeugt.